Sucht und destruktive Verhaltensweisen
Ein Glas Wein zum Abendessen, ein bis zwei Zigaretten in der Mittagspause oder eine Schmerztablette bei Kopfschmerzen – ganz normale Dinge des Alltags. Was aber, wenn es dann doch mal mehr wird und man die Kontrolle darüber verliert?
Was ist eine Sucht ?
Sucht ist in Deutschland kein Problem von Einzelnen, stand 2017 leiden mehr als 13,2 Millionen Menschen an einer Suchterkrankung. Die konsumierten Stoffe sind hierbei vielfältig, von Alkohol über Tabak, Koffein, Beruhigungs- und Schlafmitteln, Opioiden, Benzodiazepinen oder bestimmten Lösungsmitteln wie das Inhalieren von Klebstoffen. Zunächst wirkt sich das Suchtmittel positiv auf das Problem und die Lebenssituation aus, sofort danach erfolgt aber meist eine „Ernüchterung“ des Zustands und ein Teufelskreis beginnt, indem man diesen „schönen“ Zustand wieder herstellen möchte und einen erneuten Rausch erleben will. Es findet dann aber auch der Beginn eines destruktiven Verhaltens statt, da der Drang oftmals mit Aggressionen bei Nichterhalten der Droge verknüpft ist. Zudem können medizinische Probleme wie Leber oder Lungenerkrankungen entstehen. Überwiegend hindert diese Tatsache die Verhaltensweise zunächst nicht, da diese oft in Kauf genommen werden und der Suchtfaktor höher ist als das gesundheitliche Wohlbefinden.
Ursachen einer Sucht:
Bei einer Drogensucht gibt es verschiedene Ursachen, eine der logischsten Erklärungen ist das biopsychosoziale Modell. Hierbei wird umschrieben, dass die Problemgrundlage sowohl körperlicher als auch psychischen Ursprungs ist. Auf der körperlichen Ebene findet diese durch eine bestimmte Reaktion auf den Stoff statt und auf psychischer Ebene durch ein bestimmtes Denkmuster. Beispielweise dazu gehören zu wollen und deswegen eine bestimmte Droge zu konsumieren. Hierbei gibt es verschiedene Suchtstoffe, wie:
- Alkoholsucht
- Nikotinsucht
- Arbeitssucht
- Kaufsucht
- Kokainsucht
Um nur wenige zu nennen. All diese lösen beim Erhalt eine bestimmte euphorisierende Reaktion aus, wobei der Alkoholismus zu den häufigsten zählt. Die Auslösung der Botenstoffe im Gehirn führen zu einem Lernverhalten für das Gehirn, oder kurz gesagt:
- Wenn du die Droge konsumierst, lösen sich deine Probleme in Luft auf und es geht dir gut
- CAVE: Dies ist nur eine Momentaufnahme und auch nur ein vermeidlicher Zustand, denn die Folgen sind meist schwerwiegend und die Probleme weiterhin vorhanden oder haben sich sogar verschlimmert
Symptome einer Sucht:
Eine Sucht und deren Folgen sind meist zunächst unentdeckt. Um eine Sucht zu diagnostizieren, definiert die WHO sechs Kriterien, von denen mindestens 3 vorhanden sein müssen:
- Starker Zwang zu konsumieren
- Verringerte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Ende, Menge und Dauer
- Entzugssymptomatik bei Verminderung oder kompletten Beendigung des Konsums
- Toleranzentwicklung – Es wird mehr für die Erzielung des gewünschten Zustands benötigt
- Vernachlässigung von Interessen und Verpflichtungen, um konsumieren zu können
- Weiterer Konsum trotz vorhandener körperlicher Schäden, welche durch den Konsum entstanden sind
Betroffene versuchen dies so gut es geht zu vertuschen. Entzugssymptome können jedoch überwiegend nur schwierig verborgen werden. Dieses destruktive Verhalten führt größtenteils zu schwerwiegenden Folgen, diese können in Form von Kreislaufstörungen und lebensbedrohlichen Zuständen auftreten. Entzugssymptome zeigen sich hierbei meist durch:
- Unruhe
- Schweißausbrüche und Zittern
- Schwächegefühl und Gliederschmerzen
- Magenkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen
Behandlung einer Sucht:
Ziel einer solchen Behandlung ist die sogenannte „Abstinenz“ oder das „trocken“ sein. Dabei sollte keine Substanz mehr nötigt sein, um sich gut fühlen zu können. Um dort hinkommen zu können, gibt es verschiedene Anlaufstellen, wie die Suchtberatung. Wichtiger hingegen ist die Suchtprävention. In der Psychotherapie können hierbei wichtige Schritte kontrolliert durchgeführt werden. Zunächst wird versucht, die Menge und Frequenz zu reduzieren. Es kommt hierbei immer auf die Motivation des Betroffenen an und den Willen, die Symptome des Entzugs durchstehen zu können. Es werden alternative Methoden antrainiert, um Stresssituationen oder triggernde Situationen und dem hierbei entstandenen Druck Widerstand leisten zu können. Dies nennt man kognitive Verhaltenstherapie. Eine solche Therapie kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Unterstützend können Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker sehr hilfreich sein.
Sie leiden unter einer Sucht? Wir beraten Sie gerne vertraulich und unverbindlich in einem Erstgespräch.
Hilfe und Tipps für Betroffene und deren Angehörige:
Betroffene:
- Hilfe suchen
- Eigenen Stresslevel versuchen zu erkennen
- Selbsthilfegruppen besuchen
- Freunde und Angehörige einbinden
- Ein Stress-Tagebuch führen
- Entspannungsübungen erlernen und anwenden können
- Suchtberatungsstellen aufsuchen
Angehörige:
- Unterstützend wirken
- Informieren Sie sich über die Erkrankung bei verschiedenen Quellen, um einen guten Überblick zu erhalten
- Ermutigen Sie nicht aufzugeben und sich dem Problem zu stellen
- Zu Hilfsangeboten wie Psychologen und Selbsthilfegruppen ermutigen
- Floskeln vermeiden wie „Du musst ja nichts trinken!“
- An sich selbst denken! Kennen Sie Ihre Grenzen und kommunizieren Sie diese klar!
- Nicht zu triggernden Situationen mitnehmen